Erste Hilfe Massnahmen bei einem Bissunfall mit einer Giftschlange
Da sich nicht alle Giftschlangenhalter einig sind und die gleichen Meinungen vertreten, möchte ich hier den für mich einzigen, richtigen Weg bei einem Bissunfall mit einer Giftschlange erläutern und auch begründen. Ich akzeptiere andere Meinungen und respektiere sie auch. Zweifellos gibt es viele Wege nach Rom und am Schluss muss jeder für sich entscheiden, wie er vorgehen will. Diese Entscheidung kann einem niemanden abnehmen.
Wenn ein Bissunfall mit einer Giftschlange passiert, ob es ein Arbeitsunfall beim Stopfen, Häuten usw. oder aus Leichtsinn, Unterschätzung der Situation oder einfach mit den Gedanken woanderst war, sollte als erstes die Giftschlange versorgt und ausbruchsicher untergebracht werden. Ob das ein Terrarium oder eine Boxe ist, spielt keine Rolle. Wird die Giftschlange nicht sofort sicher untergebracht, bringt sie weitere Gefahren für den Halter und auch für die Helfer, gebissen zu werden.
Wenn die Sanitäter/Innen eine frei umherkriechende Schlange sehen, werden sie zuerst die Feuerwehr oder einen Spezialisten der Polizei herbeirufen, um die Schlange einzufangen. Bis es jedoch soweit ist, geht wertvolle Zeit für den Gebissenen verloren.
Der nächste und wichtigste Schritt ist der Telefonanruf bei der Rettungszentrale die in der ganzen Schweiz die Nummer 144 hat.
Für mich ist das der wichtigste Schritt und sollte innerhalb von Sekunden erfolgen. Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass man bei einem Vollbiss ( Futterbiss ) schon innerhalb einer Minute Ohnmächtig werden kann. Ist man zum Zeitpunkt des Bissunfalles alleine, ist das die einzige Möglichkeit sein Leben zu retten. Denn der Nachbar ist sicher nicht zu Hause.
Achtung: Die Eingangstüre darf nicht verschlossen sein, da sonst die Sanitäter/Innen weitere Probleme haben.
Bei der Notrufzentrale (144) muss man seinen Namen, Adresse und der lateinische Name der Giftschlange, die einen gebissen hat, mitteilen. Wenn möglich noch woher sie das Antivenin bestellen können. Das Wichtigste ist jedoch neben der eigenen Adresse den korrekten Lateinischen Namen der Giftschlange. Somit kann die Rettungszentrale sich zum Beispiel beim Toxikologischen Informationszentrum in Zürich weiter informieren. Das Tox in Zürich kann bei allen Unfällen, die mit giftigen Substanzen zu tun haben konsultiert werden. Also nicht nur bei Gifttieren sondern auch bei Unfällen mit giftigen Substanzen die im Haushalt verwendet werden. Das Tox in Zürich hat nicht nur die entsprechenden Notfalldispositive und Adressen für Personen in einem Notfall, sondern weiss auch, wo und welche Antivenine gelagert sind.
Während dem Telefonieren sollte man sich setzen, Ruhe bewahren und gut durchatmen. Man darf den Schock, den es geben kann, nie unterschätzen. Merkt man, dass es einem schwarz vor Augen wird, sollte man sich sofort hinlegen und die Beine hochlagern.
Der nächste Schritt, soweit man noch in der Lage ist, betrifft die Ruhigstellung der vom Biss betroffenen Extremität. Ob mit einem Stock, einer Schlinge oder ähnlichem ist sehr wichtig, um zu versuchen, Resorption und Transport bestimmter Giftkomponenten zu verzögern. Diese Methode ist vor allem bei hämostatisch wirksamen Toxinen sehr wirksam.
Die Kompressions- Immobilisations- Methode muss an der gesamten vom Biss betroffenen Extremität in Kombination mit der Ruhigstellung durchgeführt werden, um die volle Wirksamkeit zu gewährleisten.
Achtung: Diese Metode darf nur bei Giftschlangen angewendet werden, die keine oder nur eine geringfügige örtliche Schwellung verursachen. ( Australische Elapiden, Najas, Kraits, Micrurus, Dendroaspis, Agkistrodon usw. ) Bei Giftschlangen wie Trimeresurus, Lachesis, Crotalus, Calloselasma, Bitis usw. die sehr starke Schwellungen verursachen, kann es einem Abbinden gleichkommen und eine Stauung verursachen, was wiederum sehr gefährlich werden kann.
Man verbindet das gebissene Körperteil, beginnend oberhalb der Einstichpunkte, Richtung Herz mit einer oder mehreren elastische Binden. Zum Beispiel bei einem Biss in die Hand beginnt man beim Handgelenk und verbindet den Arm wenn möglich bis zur Schulter. Die Bissstelle sollte frei liegen, damit die Ärzte eventuelle Endzündungen oder örtliche Blasen oder Nekrosen behandeln können.
Der Verband muss so fest anliegen, damit die Verbreitung des Giftes im Körper verlangsamt wird. Er darf jedoch nur so fest sein, dass die Blutzirkulation noch leicht gewährleistet ist. Also kein Abbinden.
Wer jetzt noch genügend ansprechbar ist und noch etwas experimentieren möchte, hat noch zwei mögliche Varianten zur Verfügung.
Da bis jetzt nicht mehr als 2 Minuten vergangen sein sollten, hat man noch die Möglichkeit, mit der Saugglocke zu versuchen, etwas Gift aus den Einstichen der Giftzähne zu saugen. Dabei besteht jedoch auch die Gefahr von anschliessender Nekrosenbildung, je nach Gift. Wenn nötig, kann man mit einem sterilen Skalpell die Einstiche um 2 bis 3 mm vergrössern, um die Wirkung des Absaugens zu vergrössern. Wurde man jedoch von einer Giftschlange gebissen, deren Zähne über einem Zentimeter tief ins Gewebe eingedrungen sind, wird es schwierig, wenn nicht unmöglich, noch Gift absaugen zu können. Das Gift verteilt sich nicht in den Venen oder den Arterien, sondern in den Kapillaren, was ein Aussaugen leider erschwert. Auch die Einstiche der Zähne schliessen sich sehr schnell wieder. Unter fliessendem Wasser und ein wenig Massieren kommt noch länger Blut aus der Einstichwunde.
Jetzt noch zum brisanten Teil namens "Venomex" Rasterschiessaparat.
Der Venomex, früher noch mehr befürwortet, wird heute immer weniger empfohlen. Vielleicht kommt auch die Zeit wieder wo man ihn wieder mehr befürwortet.
Ich möchte aber hier weder dafür, noch dagegen sprechen. Ich möchte lediglich für alle, die den Venomex benützen wollen, noch ein paar wichtige Informationen auf den Weg geben.
Der Venomex wird angewendet, in der Hoffnung, dass mehr Blut und Gift ausgeschwemmt wird und bei starker Schwellung eine Entlastung der Haut zu gewähren. Auch die Schmerzen sollten angeblich weniger werden.
Bevor man jedoch den Venomex anwendet, sollte man die Klingen desinfizieren. Wenn man sowiso zum Beispiel Sterilium für seine Hände und Werkzeug zu desinfizieren zu Hause hat, so geht das ja sehr schnell. Dann sollte man die tiefe der Klingen so einstellen, das man keine Knochen oder Sehnen verletzen kann.
Die Beförderung der Klingen in die Haut nennt man Schiessen. Geschossen werden darf nur in der Laufrichtung der Sehnen, und Blutbahnen der Venen. Also nie Quer, ansonsten riskiert man die durchtrennung von Sehnen oder sogar einer Vene. Bei Bissen in die Finger, Zehen oder Handgelenke besteht die Gefahr, Knochen zu verletzen, was sehr schwere Auswirkungen haben kann. Nach meist mehrmaligem Schiessen kann man unter fliessendem lauwarmem Wasser und leichter Massage versuchen, möglichst viel Blut über die Schnitte in der Haut auszuschwemmen. Das sollte jedoch nicht länger als 15 min dauern.
Wie schon erwähnt, am Schluss muss jeder für sich selber Entscheiden, was er macht und wie er vorgehen will. Diese Entscheidung kann einem niemanden abnehmen. Jeder Giftschlangenhalter/Inn sollte sich jedoch vorher überlegen und aufschreiben, wie er/sie bei einem Bissunfall vorgehen will. Nachher ist es zu spät.
Wer nicht schon einen Bissunfall erlebt hat, kann vorher nicht beurteilen wie er/sie reagieren wird. Kann man ruhig und überlegt handeln oder gerät man in Panik?
Wer jedoch vorbereitet ist, hat die grösseren Chancen ruhig zu bleiben, ruhig und tief zu atmen, ruhig zu überlegen und richtig zu handeln.
Noch ein paar Tipps zum Schluss